Kein Stillstand für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung im Hardtberg

Ich halte es für dringend erforderlich, dass sich Politik und Verwaltung weiter mit den Feststellungen zu Umsatzrückgängen und Umsatzverlagerungen der Geschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs und anderer Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe im Stadtbezirk Hartberg weiter beschäftigen und aufgrund einer aktuellen Tatsachengrundlage und Analyse konzeptionelle Lösung anbieten.
 
In unserem marktwirtschaftlichen System sind es zwar in erster Linie die Unternehmen selbst, die über die Art und Weise ihres wirtschaftlichen Handelns entscheiden müssen. Ihnen sollten aber gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie jetzt durch die Corona Pandemie, die notwendigen Hilfestellungen durch die öffentlichen Stellen geleistet werden. Dazu zählt zunächst, dass das von mir schon vor längerem geforderte integrierte Entwicklungskonzept Hardtberg zur Neufassung des fast 20 Jahre alten integrierten Handlungskonzept Hartberg endlich in Angriff genommen wird. Dieses wird unter Bürgerbeteiligung in einem strukturierten Dialog entwickelt und im Ergebnis zeigen, wie und wo sich der Stadtbezirk in Zukunft entwickeln soll, um den Bedarf der Bevölkerung und daraus abgeleitet auch der Investitionsplanung der örtlichen Wirtschaft ableiten zu können.
 
Dabei müssen insbesondere die neuen städtebaulichen Entwicklungen im Stadtbezirk Hardtberg berücksichtigt werden. Der Umstand, dass auf dem Gelände der ehemaligen Galwitzkaserne das neue "Pandion Ville" mit über 500 Wohneinheiten rasant wächst, ist bislang unter dem Gesichtspunkt von Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung weder diskutiert noch analysiert worden. Die räumliche Nähe dieser großen Anzahl neuer Wohnungen zum Einzelhandelsstandort am Basketsring wird dessen Bedeutung zur Nahversorgung wegen der sehr guten Parkmöglichkeiten gerade für größere Einkäufe noch stärken. Deshalb nutzt es nichts, veraltete Strukturen eines in die Jahre gekommenen Bonner Zentrenkonzeptes schablonenartig für die Bewertung dieser Entwicklung heranzuziehen. Die Einbeziehung dieses "neuen Nahversorgungsstandortes" an der Nahtstelle der Ortsteile Duisdorf, Lengsdorf und Brüser Berg muss neu justiert und in seiner Rolle in der Entwicklungskonzeption Hardtberg zugeordnet werden.
 
Dazu zähle ich auch, dass die Stärken der einzelnen Wirtschaftsstandorte und ihre Geschäfte in den Hartberger Ortsteilen gezielt und besser vermarktet werden müssen. Ebenso erforderlich ist es, dass die Werbung unter anderem für die Fußgängerzone Brüser Berg mit ihrem besonderen Angebot an Geschäften und Dienstleistungen optisch zum Beispiel am Knotenpunkt Konrad Adenauerdamm/Brüser Damm verbessert werden muss. Des Weiteren muss den Unternehmen mehr Hilfestellung geleistet werden, um sowohl den Anforderungen an die örtliche Präsenz als auch des Internethandels gerecht zu werden.
 
Umgekehrt sollten Umsatzverlagerungen im Verkauf von Gütern des täglichen Bedarfs aus den Fußgängerzonen in Duisdorf und Brüser Berg durch die Förderung und Attraktivität anderer Dienstleistungs- und Gewerbeansiedlungen gezielt kompensiert werden. Ich erwarte, dass die Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn dazu Überlegungen anstellt. Als Beispiel schlage ich vor, für den leer stehenden ehemaligen Schlecker Markt in der Borsig Alllee auf dem Brüser Berg einen Investor zu suchen, der sich den spezifischen Bedürfnissen der örtlichen Bevölkerung annimmt. Die Bevölkerung dort würde es aufgrund ihrer demographischen Struktur sicherlich sehr begrüßen, wenn dort in ihrer Nähe ein Sanitätsfachgeschäft oder wegen der auf dem Brüser Berg beliebten Hundehaltung ein entsprechendes Fachgeschäft entstehen würde. Keinen Sinn würde es hingegen machen, dort einen weiteren Lebensmittelmarkt installieren zu wollen.
 
Schließlich möchte ich das Thema Gewerbeflächen ansprechen und erwarte dazu mehr von der Verwaltung als die bloße Feststellung, dass viele Unternehmen vor allem die fehlenden Gewerbeflächen im Stadtbezirk Hartberg bemängeln würden. Bevor in einem jahrelangen Prozess die Planungsgrundlagen für Wohnungsbau auf dem Gebiet "An den Lappenstrünken" geschaffen wurde, ohne dass es bislang gelungen wäre, die dafür notwendige Umlegung der Grundstücke zu diesem Nutzungszweck zu bewerkstelligen, wurde zuvor von der Verwaltung ein mangelndes Interesse dort für gewerbliche Nutzungen beklagt. Ähnlich verhält es sich mit der Freifläche "Auf dem Kirchbüchel/An der Ziegelei" wo die Planung von Wohnungsbau wegen vermeintlicher Konflikte zu den anliegenden Gewerbeflächen offenbar nicht weitergeht. Wenn der Bedarf an Gewerbeflächen tatsächlich so groß ist, wie in der Stellungnahme der Verwaltung auf die Große Anfrage behauptet wird, wäre es doch konsequent, die Politik darüber zu informieren und eine Unplanung dieses Bereichs für gewerbliche Nutzung vorzuschlagen.
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